MENSCHLICHE FAKTOREN: DIE GRUPPE

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Zusammensetzung der Gruppe

Bei der Planung einer Skihochtour ist es wichtig, die Gruppe und ihre Mitglieder zu berücksichtigen.

  1. Wie viele Personen sind wir?
  2. Wie sieht es mit dem Niveau und den Charaktereigenschaften der Mitglieder aus?
  3. Ist es eine homogene / inhomogene Gruppe?

Eine homogene Gruppe ist leichter zu führen als eine inhomogene Gruppe mit ausgeprägten Persönlichkeiten. Das Projekt muss dem Können der Gruppe - und insbesondere dem technisch und körperlich schwächsten Mitglied - entsprechen. Es muss aber auch den Erwartungen der einzelnen Teilnehmer gerecht werden. Das Projekt muss mit den Gruppenmitgliedern abgesprochen werden, um Frustrationen zu vermeiden.

Persönliche Erfahrung

Technisches Können, körperliche Fitness und die Kenntnisse des Teilnehmers spielen eine wichtige Rolle für seine Sicherheit. Erfahrung bezüglich der Lawinengefahr kann man jedoch nicht besitzen. Die Umgebung ist zu ungewiss, um Erfahrungen auf dem Gebiet zu erwerben. Auf der anderen Seite kann jemand jahrelang grundfalsche Entscheidungen treffen und trotzdem jedes Mal „mit heiler Haut davonkommen“. Eine Tour sicher und wohlbehalten zu beenden sagt nicht unbedingt etwas über die Qualität der anfangs getroffenen Entscheidung aus.

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Einen Gruppenführer bestimmen

Der Führer ist zuständig für die Kommunikation in der Gruppe, er wacht über die gemeinsam getroffenen Entscheidungen und gibt Anweisungen, wie sich die Gruppenmitglieder zu verhalten haben. Seine Aufgabe ist es, die richtigen Momente für die Entscheidungsfindung zu erkennen. Die anderen Mitglieder der Gruppe müssen sich aktiv an der Einschätzung des Risikos beteiligen und ihre Beobachtungen und Gedanken mitteilen, um den Gruppenführer bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen. Zum Gruppenführer wird in der Regel die Person bestimmt, die über die meiste Erfahrung verfügt. Aber auch die Kommunikationsfähigkeiten der Person müssen dabei berücksichtigt werden.

Kein Gruppenführer = keine Kommunikation und keine Führung der Gruppe und der Tour. Dies ist der Fall in einer Gruppe von Skitourengehern oder Freeridern der gleichen Könnensstufe ohne ernannten Gruppenführer, die aufgrund der fehlenden Kommunikation über die Beobachtung offensichtlicher Gefahrenzeichen auf ihrem Ziel beharrt und damit das Risiko eines Unfalls eingeht.

Affektive Beziehungen zwischen den Mitgliedern der Gruppe

Eine Studie von McCammon hat gezeigt, dass sich die Beziehungen zwischen den Personen einer Gruppe auf das Entscheidungsverhalten auswirken. Diese individuellen Verhalten können zum Unfall führen. Unbewusste Fallen wie das Bedürfnis anderen Personen zu imponieren und das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung führen dazu, dass der Wunsch zu gefallen die Oberhand gewinnt über die Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen. Um anderen zu gefallen, sich selbst etwas zu beweisen oder sich in der Gruppe hervorzutun, lässt sich die Person dann auf ein Projekt ein, das ihrem technischen Können und ihrer körperlichen Fitness nicht entspricht. Diese Fallen sind hauptsächlich in gemischtgeschlechtlichen Gruppen zu beobachten, in denen die Unfallzahlen höher liegen.

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Tagesform

Wenn wir müde sind, wird das „Vernunftzentrum“ im Gehirn ausgeschaltet. Unser Unterbewusstsein, das weit weniger Energie verbraucht, gewinnt die Oberhand gegenüber der Vernunft. Müdigkeit begünstigt also keine vernunftbasierten Entscheidungen und verleitet uns dazu, Risiken einzugehen und den einfachsten Weg zu wählen. Selbst wenn ein Umweg sicherer wäre, verleitet uns die Müdigkeit dazu, uns der Einfachheit halber für den kürzesten Weg zu entscheiden. Die Frage „Wird das Entscheidungsverhalten durch Müdigkeit beeinflusst?“ muss ebenfalls gestellt werden, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Auch der psychologische Aspekt ist zu berücksichtigen. Wenn die Aufmerksamkeit des Entscheidungsträgers auf andere Dinge oder persönliche Probleme gerichtet ist, können Entscheidungen bezüglich der Wahl der Spur hierdurch beeinträchtigt werden und damit zu Fehlern und zum Unfall führen. Beeinflussen persönliche Gedanken, Sorgen und Probleme das Entscheidungsverhalten? Diese Fragen sollen als Entscheidungshilfe dienen, wenn es darum geht, den Streckenverlauf anzupassen oder nicht.

Gruppeneffekte

Durch Gruppendynamik, Wetteifer und Erwartungshaltung kann ein Gruppendruck entstehen, der dazu führt, dass die Gruppe auf der Durchführung des Projekts und dem Anspruch, das Ziel zu erreichen beharrt. Eine Gruppe, die ihr Ziel um jeden Preis erreichen will, sucht nach Fakten, die sie in ihrer ursprünglichen Entscheidung bestärkt, ohne die negativen Faktoren zu berücksichtigen. Die getroffene Wahl ist in diesem Fall keine vernunftbasierte Entscheidung und kann gefährlich sein.

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